So schön war das Leben des Auditors …

Früher, da war alles leichter und einfacher. Auch das Leben des strengen und geachteten Auditors, der etwa die Einhaltung von ISO-Standards genauestens überprüft hat. Für jede beim Audit gefundene Abweichung vom geforderten Vorgehen konnte man sich selbstgefällig auf die Schulter klopfen: Gut gemacht, so geht das nämlich nicht, das ist einfach zu wenig, da muss man sich schon mehr anstrengen, die Vorgaben müssen erfüllt werden, das ist nachzubessern!

Aber vielleicht können wir gar nichts für diese kritische Haltung – der Fokus auf Negatives und Fehlendes deckt sich nämlich in Teilen mit unserer Prägung aus der Menschwerdung. Laut Martin Seligman verfügt der Mensch über ein „katastrophisches Gehirn“, das mehr das Negative registriert als das Positive – nur dadurch haben wir gefährliche Situationen gemeistert und überlebt.

Heute trifft man zwar im unternehmerischen Kontext nicht immer auf lebensbedrohende Feinde – maximal auf Kontrahenten oder schwierige Chefs – das Gehirn fokussiert aber noch immer oft auf Gefahren und Probleme.

Was wäre wenn wir den Spieß jetzt umdrehen? – rein hypothetisch natürlich

Das ist gar nichts Neues, denn der Blick auf positive Abweichungen und das Aufbauen einer positiven Grundeinstellung werden schon länger beforscht und ergründet.

Barbara Fredrickson hat u.a. die Macht der guten Gefühle fundiert betrachtet, glaubt aber selbst nicht an ein Leben ganz ohne Rückschläge, Leid oder Angst. Es kommt einfach auf die richtige Balance an: wem es gelingt, dreimal häufiger positive als negative Gefühle zu erleben kann schwierige Situationen und Rückschläge besser bewältigen.

Das sollte nicht mit dem im letzten Jahrzehnt überbordenden Hype in Richtung „Glück“ verwechselt werden. Negative Gedanken sind also weiterhin erlaubt, müssen nicht unterdrückt sondern können vielmehr reflektiert werden.

Die Kraft der Evolution nutzen

Es ist durchaus nachvollziehbar, dass negative Emotionen den Blickwinkel einschränken und unser Verhalten auf bewährte – und früher lebensverlängernde – Handlungsmuster fokussieren. Was tun aber dann die positiven Emotionen? Wofür genau brauchen wir sie eigentlich?

Immer genau dann, wenn sich das Denken öffnen und der Horizont erweitern soll fördern uns positive Emotionen – zum Beispiel beim Finden neuer Ansätze und Entwickeln von Ideen. Dann führen etwa Freude und Heiterkeit zu einem größerem Denk- und Handlungsspielraum, indem Spielen, Erforschen und Lernen möglich werden. Und wir hören anderen genauer zu und gehen auf sie ein!

Wenn es uns also gelingt durch ein passendes Umfeld und entsprechende Haltung in diesen Zustand zu kommen werden wir die aktuell immer öfter notwendigen Innovationen und Veränderungen besser vorantreiben können.

Was wir von Non-Konformisten lernen könnten aber nicht müssen

Da gibt es ja noch diese typischen (Sitzungs- oder Projekt-)Teilnehmer, die durch zyklische Zwischenrufe ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verleihen. Gleichzeitig wissen wir leider, dass lebende Systeme – wie Organisationen und Unternehmen – oft den Weg des geringsten Widerstandes wählen und ihre Komfortzone ungern verlassen.

Wenn wir also diese – zugegeben oft lästig und bremsend empfundenen – Randbemerkungen mutig als Vorboten einer notwendigen aber bisher erfolgreich verdrängten Veränderung annehmen können machen wir – und Sie erraten es sofort – aus einer negativen Abweichung eine bisher ungenützte Entwicklungschance.

Hindern kann uns daran eigentlich nur unsere eigene Haltung, aber an der arbeiten wir ja sowieso (fast) immer. Und aushalten muss man es natürlich auch.

Und zum Abschluss noch ein Insider-Tipp in eigener Sache

Wer verstärkt Positives erkennen und beleuchten möchte kann dies sehr einfach anhand des EFQM-Ansatzes machen. Denn der Weg aus dem Durchschnitt in Richtung Exzellenz wird durch Aufzeigen und Fördern von Spitzenleistungen – also wieder positiven Abweichungen – geebnet.

Buchtipps:

  • Zum Thema „Positive Haltung“:
    Die Macht der guten Gefühle – Barbara L. Fredrickson, Campus Verlag
  • In Richtung „Persönliches Wohlbefinden“:
    Wie wir Aufblühen – Martin Seligmann, Goldmann-Verlag
  • Webtipp in Richtung „Exzellenz“
    http://www.staatspreis.com/home/